Blinde Fotograf:innen: Frau mit roten Handschuhen

ERÖFFNUNG: BLINDE FOTOGRAF*INNEN

2. October 2020 , 19:00

Wir laden Sie herzlich ein zur Eröffnung der Ausstellung

BLINDE FOTOGRAF*INNEN

mit Arbeiten von Susanne Emmermann, Mary Hartwig, Silja Korn und Gerald Pirner.

Grußwort: Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderungen
Einführung: Katharina Mouratidi, künstlerische Leiterin f3 – freiraum für fotografie, im Gespräch mit den Fotograf*innen der Ausstellung.

Blinde Fotograf*innen – das klingt nach einem Paradox. Ist der Akt des Fotografierens nicht unweigerlich mit dem Sehen verbunden? Die Ausstellung beweist das Gegenteil: Um visuelle Kunst zu erschaffen, bedarf es einer starken inneren Vision, ausgefeilter Technik und Teamwork.

BLINDE FOTOGAF*INNEN präsentiert die Arbeit von vier Bildautor*innen, die im Laufe ihres Lebens erblindet sind. Sie setzen sich seit vielen Jahren mit dem für sie eigentlich Unmöglichen auseinander: dem Sehen. Für ihre Fotografien nutzen sie die Technik des Lightpaintings, die beinahe ebenso alt ist, wie die Fotografie selbst. In völlig abgedunkelten Räumen oder bei Nacht arbeiten die Fotograf*innen mit unterschiedlichen Lichtquellen und mittels Langzeitbelichtung die Aspekte eines Bildes heraus, die sie ihrem Gegenüber vermitteln möchten. Sie erhalten dabei Unterstützung von sehenden Assistent*innen, die die Motive ihren Anweisungen entsprechend arrangieren und ihnen verbal detailliert übersetzen, was sie visuell nicht wahrnehmen können.

Diese Zusammenarbeit ermöglicht den blinden Fotograf*innen ein hohes Maß an Kontrolle über die entstandenen Bilder. Die konzentrierte Auseinandersetzung mit dem Medium führt zu individuellen und einzigartigen Bildsprachen: Susanne Emmermann befasst sich in einem abstrakten Spiel von Farben und Formen mit dem Thema Hände: „Hände transportieren, wie Augen, Gefühle. Hände geben Halt. Sie stehen für Liebe und die Gegenwart des Anderen. Aber natürlich auch für Aggression, was für mich aber nicht im Mittelpunkt steht.“ Mary Hartwigs expressionistische Erzählformen entführen uns in verwunschene Welten, die an die Erlebnisse der Alice im Wunderland erinnern. Silja Korn untersucht den Ausdruck ihres eigenes Selbst in rauschhafter Farbigkeit. Gerald Pirner schließlich fokussiert in seiner intensiven schwarz/weiß Serie auf das Selbstporträt und sein widersprüchliches Verhältnis zum Licht.

In Kooperation mit dem Fotostudio für Blinde Fotograf*innen in Berlin und mit freundlicher Unterstützung der Aktion Mensch.

Im Rahmen des EMOP Berlin – European Month of Photography 2020.

Foto © Susanne Emmermann / Fotostudio für Blinde Fotograf*innen