Wie kaum eine andere oder ein anderer hat die Fotografin Nelly Rau-Häring das Leben in Berlin Ost und West von Mitte der 1960er- bis in die 2000er-Jahre dokumentiert. Dabei folgte sie ihren zwei großen Leiden- schaften: ihrer Begeisterung für Fotografie und ihrer Neugierde auf die Menschen Berlins. Zusammen mit ihrem virtuosen Blick für das ausdrucks-starke Detail macht das aus ihr eine Chronistin der besonderen Art.
Durch die Augen von Nelly Rau-Häring erleben wir Zeitgeschehen: Wir sind bei den politischen Protesten der späten 1960er-Jahre in West-Berlin mit dabei und beobachten die offiziellen Feierlichkeiten zum 1. und 8. Mai in Ost-Berlin, wir nehmen teil an populären Vergnügungen, wie den Pferderennen in Hoppegarten und Mariendorf. Wir sehen, wie Neuberlinerinnen der ersten Migrantinngeneration im Stadtbild erscheinen, wir begleiten Kriegerwitwen in die Cafés am Ku´damm und betrachten die Schaufensterauslagen in der DDR der 1980er-Jahre, wir fiebern im Fußballstadion mit den Fans von Hertha BSC, stehen in der Schlange der DDR-Bürger*innen, die auf das Begrüßungsgeld warten, durchqueren mit der S-Bahn den Westteil der Stadt und erleben, wie sich das abgeschottete Berlin nach dem Mauerfall verändert.
OST/WEST BERLIN ist jedoch weit mehr als das Abbild einer Stadt und ihrer Menschen im Wandel. Abseits des Faktischen konzentrieren sich die Fotografien auf Stimmungen und Gefühle, auf die Lebenslust und die Widersprüche der Nachkriegs- und Vorwendejahre, die Nelly Rau-Häring im geteilten und später wiedervereinigten Berlin wahrgenommen hat. Nicht um eine historische Betrachtung geht es, sondern um das Persönliche, das sich im Gesellschaftlichen zeigt.
In Kooperation mit dem Hatje Cantz Verlag.
Mit freundlicher Unterstützung: Stiftung Berliner Sparkasse.