RUTH ORKIN

A Photo Spirit

4. September 2021 21. November 2021

Mit der ersten Einzelausstellung in Deutschland ehrt f– freiraum für fotografie die amerikanische Fotografin Ruth Orkin, eine Chronistin der 1940er und 1950er Jahre.

Alltagsszenen, Stadtlandschaften, Porträts. Ruth Orkins Fotografien erzählen Geschichten. Vom aufstrebenden Amerika der Nachkriegszeit, vom Lebensgefühl einer Gesellschaft im Aufschwung und von Frauen, die sich neue Rollen erobern, jenseits der von Hausfrau und Mutter. Ihr humorvoller und zugleich ernsthafter Blick auf die Welt zeigt sich in den Details der Bilder, in ihrem Gespür für Bewegungen, Timing und Komposition.

Ruth Orkin gehört zu den wenigen professionellen Fotografinnen der 1940er und 1950er Jahre. Obwohl sie in zahlreichen Zeitungen und Magazinen wie New York Times, Life oder Look veröffentlichte und ihre Fotografien Teil der legendären MOMA-Ausstellung The Family of Man waren, ist sie international noch wenig bekannt. Im Gegensatz zu vielen ihrer männlichen Kollegen, deren Arbeiten zu den Ikonen der Street Photography zählen.

Bereits im Alter von zehn Jahren begann Ruth Orkin zu fotografieren. 1939 entstand ihre erste große fotografische Arbeit. 17-jährig durchquerte sie die USA mit dem Fahrrad und der Kamera, einmal von L. A. nach New York zur Weltausstellung. Dorthin folgte 1943 der Umzug. 

Mit der Veröffentlichung einer Fotografie im Magazin Star begann 1945 ihre Karriere als freiberufliche Fotografin. Im Auftrag von Life reiste Ruth Orkin 1951 nach Israel. Sie dokumentierte das junge Land und seine (neuankommenden) Bewohner:innen sowie das Leben im Kibbuz. Diese Reise gehörte zu ihren wichtigsten persönlichen Erfahrungen.

Eine ihrer berühmtesten Bilder ist die Fotografie American Girl in Italy. Für die Aufnahme porträtierte sie 1951 ihre Reisebekanntschaft Ninalee Craig (Jinx Allen) umringt von Männern in Florenz. Jinx wurde zu ihrer Freundin und Muse und inspirierte sie zu einer ganzen Serie, die mit ironischem Blick zeigt, wie es war in den 1950er Jahren als Frau allein zu reisen. 

In ihrem Leben und ihrer Arbeit hat Ruth Orkin immer wieder die Erwartungen der Gesellschaft erfahren, reflektiert und unterlaufen. Ihre Bilder sind moderne, freie und scharfsinnige Kommentare zu jener Zeit. Am 3. September 2021 wäre Ruth Orkin 100 Jahre alt geworden.

Die Ausstellung wurde kuratiert von Katharina Mouratidi, künstlerische Leiterin f– freiraum für fotografie, und Nadine Barth, barthouse Berlin.

Gefördert durch:

Foto: American Girl in Italy, Florence, Italy, 1951. © Orkin/Engel Film and Photo Archive; VG Bild-Kunst, Bonn 2021.